19.04.2023:  Schnell, Schneller, Glasfaser-Internet. In Bad Vilbel – ja, in Harheim – nein?   

schnell, schneller, Glasfaser

Eine Horrorvorstellung! In wenigen Monaten könnte es sein, dass homeofficearbeitende Massenheimer*innen sich entspannt am blitzschnellen und ruckelfreien Internet erfreuen, während die quasi in Sichtweite residierenden Harheimer*innen genervt und fingertrommelnd auf Up- und Downloads warten müssen. Zu Verdanken haben das die Bad Vilbeler dann ihrer Stadtregierung, die sich mit einer Kooperationsvereinbarung für die Deutsche GigaNetz GmbH (DGN) entschieden hatte. Dabei sollte die DGN ganz Bad Vilbel auf eigene Kosten mit Glasfaserleitungen abdecken, sofern mindestens 40% der Vilbeler*innen den Glasfaseranschluss abonnieren. Technologisch gesehen hätte also Bad Vilbel dann die Rechenzentrumshauptstadt Frankfurt elegant auf der Außenspur überholt. Der Harheimer Ortsregierung raubt so viel Ungerechtigkeit den Schlaf und folgerichtig hatte der Ortsbeirat dem Antrag der CDU zugestimmt und der Magistrat soll nun Gespräche mit der Deutschen GigaNetz GmbH aufnehmen und klären, ob der Frankfurter Stadtteil Harheim ins laufende Bad Vilbeler Programm „Schnell, Schneller, Glasfaser-Internet“ aufgenommen werden kann.

Der Magistrat der Stadt Frankfurt…
….allerdings denkt da gar nicht dran. Zwar gibt man zu, dass die bisherige Frankfurter Strategie des vorhergehenden Magistrats in Sachen digitale Infrastruktur nicht so ganz das Gelbe vom Ei war, wonach man den Ausbau völlig „dem Markt“ überlassen hat. Denn die freundlichen Telekommunikationsanbieter investieren eben nur dort, wo sich die Investition auch wirklich amortisiert. Da wird Harheim bestimmt nicht dazugehören. Der aktuelle Magistrat hat sozusagen das nächsthöhere Erkenntnislevel erreicht und verstanden, dass Breitbandausbau eine städtische Aufgabe ist. Denn „es handelt sich um einen Teil der Daseinsvorsorge“. So hat man schon im Jahr 2019 durch den Regionalverband FrankfurtRheinMain das Projekt „Gigiabitregion FrankfurtRheinMain“ gegründet mit dem Ziel, bis 2025 alle Gewerbebetriebe, Industrie- und Dienstleistungsunternehmen mit gigabitfähigem Internetzugang auszustatten und bis 2025 die Hälfte und bis 2030 sogar 90 Prozent aller Haushalte mit dieser Technologie zu versorgen. 90 (in Worten: Neunzig) Prozent.

endlich ruckelfrei Ticktocken?



Kooperationsvereinbarungen.
Mut macht zudem in der Stellungnahme ST 600 die Anmerkung „Um die Ausbauaktivitäten der Gigabitregion FrankfurtRheinMain zu koordinieren, sollen entsprechende Kooperationsvereinbarungen geschlossen werden“. Aha. Notorisch misstrauische Harheimer Wahrsager*innen sehen da in ihrer Glaskugel schon die Glasfaserkabel in Massenheim trommeln, während im Frankfurter Römer noch an Kooperationsvereinbarungen gefeilt wird. Aber noch spannender wird es bei der wie angeflickt anmutenden Anmerkung „…von einem großen Telekommunikationsunternehmen bestehen konkrete Ausbauabsichten, bis 2026 ein für Frankfurt flächendeckendes FTTH-Netz (Fiber to the home = Glasfaser bis in die Wohnung) zu realisieren. Auch die Randstadtteile finden hier Berücksichtigung. Für 2023 sollen rund 100.000 Haushalte an das FTTH-Netz angeschlossen werden“.  

100.000 Haushalte in 2023? Das müsste in wenigen Monaten geschafft sein. Sind 100.000 Haushalte in Frankfurt viel oder wenig? Die Antwort erfahren wir auch bei einem langsamen Internet schnell: In Frankfurt gibt’s 412.046 Haushalte (Stand 2020). Also wird das große T-Unternehmen nach Angaben des Magistrats bis 2023 noch nicht einmal ein Viertel aller Frankfurter Haushalte mit schnellem Internet angeschlossen haben, aber der Magistrat bleibt zuversichtlich, dass das Projekt Gigabitregion FrankfurtRheinMain bis 2025 die Hälfte und bis 2030 über 90% der Haushalte erreicht. Vorausgesetzt natürlich, die Sache mit den Kooperationsvereinbarungen glückt rechtzeitig. Aber wofür braucht man die eigentlich noch?

Als wäre diese erklärungsbedürftige Informationssuppe noch nicht genug, flattert noch eine Anzeige des großen Telekommunikationsunternehmens mit dem magentafarbenen T über den Tisch. „Schnelles Netz für Frankfurt“ wird da versprochen.

„…Die Telekom baut aktuell das hochmoderne Glasfaser-Netz für Haushalte und Unternehmen in Frankfurt aus. Der Ausbau umfasst die Ortsteile Bergen-Enkheim, Sindlingen, Innenstadt, Niederrad und viele mehr. Wer sich im Ausbaugebiet befindet und sich bis 31.12.2023 für den Glasfaser-Anschluss entscheidet, spart die einmaligen Anschlusskosten in Höhe von 799,95€…“. Ist jetzt die magentafarbene Telekom identisch mit dem Telekommunikationsunternehmen, von dem der Magistrat in der ST 600 schreibt? Vielleicht, vielleicht auch nicht … Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen…

Glasfaser kommt. Aber wann?

Und was ist mit Harheim?
Endlich schreibt aber wenigstens die magentafarbene Telekom Klartext: „…Interessierten, deren Adresse nicht im aktuellen Ausbaugebiet liegt, bietet die Telekom über telekom.de/frankfurt eine kostenfreie und unverbindliche Registrierungsmöglichkeit an. Sobald der Ausbau in Ihrem Adressengebiet geplant ist, werden Sie sofort informiert.“ Wir haben es ausprobiert. Konkrete Antwort und Fakt: Harheim liegt nicht im aktuellen Ausbaugebiet. Ergo ist hier der Ausbau aktuell nicht geplant.

Also fassen wir kurz zusammen.
Der Frankfurter Magistrat wird mit der Deutschen GigaNetz GmbH nicht verhandeln, ob Harheim glasfasermäßig von Bad Vilbel eingemeindet werden könnte, sondern verweist auf eigene Projektpläne, und zwar entweder ein großes unbekanntes T-Unternehmen, das ganz sicher bis 2023 ein Viertel der Frankfurter Haushalte mit Glasfaser beglückt beziehungsweise das Projekt der Gigabitregion FrankfurtRheinMain, das verspricht, bis 2030 90% aller Frankfurter Haushalte mit Glasfaser zu erfreuen. Da bleibt ein gewisses Restrisiko, dass auch bis nach 2030 Harheim weder von dem einen noch von dem anderen Projekt angeschlossen wird.

Wenn Sie jetzt erwägen, Ihren Wohnsitz um wenige Hundert Meter nach Bad-Vilbel Massenheim zu verlagern, um deutlich früher ans schnelle Internet zu kommen – lassen Sie´s besser. Die erforderliche Quote von 40 Prozent wurde bis zum Abschluss der Vorvermarktungsphase nicht erreicht, da waren es nur etwa 15 Prozent. Der Anmeldezeitraum ist bis zum 1. Mai verlängert worden. So lange sollten sie noch warten.

 
Fakten
Stellungnahme des Magistrats ST600 vom 06.03.2023: „Schnelles Internet für Harheim“

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Eine Antwort zu 19.04.2023:  Schnell, Schneller, Glasfaser-Internet. In Bad Vilbel – ja, in Harheim – nein?   

  1. Der Rainer schreibt:

    Der Glasfaserausbau von Giganetz in Bad Vilbel ist gescheitert.

    Die FR meldete, dass Ende Februar nur 15% der Bevölkerung einen Anschluss haben wollte, 40% wären aber für einen Ausbau nötig gewesen.

    Der Anmeldeschluss für eine Erreichung der 40% ist um 4 Wochen verlängert worden, warum sollten jetzt viele Bürger einen Anschluss buchen, wenn in den Monaten vorher fast niemand einen Anschluss wollte?

    Hab ein Bild vom Giganetz-Glasfasershop in Dortelweil gesehen, der Container ist rundrum mit Klebeband „geschlossen“ worden, Öffnungszeiten sind auch keine mehr angegeben.

    https://www.fr.de/rhein-main/wetterau/bad-vilbel-ort112595/glasfaserquote-nicht-erreicht-92113330.html

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