01.04.2023:  Skandal in Harheim: Grüne verteilen im Wahlkampf gefährliche Pflanzensamen.  

Das Grauen aus der Samentüte?

Der Harheimer CDU ist es zu verdanken, dass in letzter Sekunde die Felder und Wiesen in und um Harheim vor dem Aussäen gefährlicher invasiver Pflanzensamen bewahrt werden, die die Harheimer Grünen im OB-Wahlkampf als Wahlwerbung in einen Teil der Harheimer Briefkästen geworfen hatten. In dieser Samenmischung sind nach Angaben des CDU Harheim Blogs Samen von Alexandrinerklee, Phacelia, Blaue Lupine und Serradella enthalten, allesamt nicht heimische Pflanzen, also sogenannte Neophyten, die aus Mittelamerika, aus dem Mittelmeerraum oder sogar aus Nordafrika stammen. Wild ausgesät – so warnt die Harheimer CDU – können diese Pflanzen einheimische Arten verdrängen. Gut, dass die Harheimer christdemokratischen Kommunalpolitiker rechtzeitig vor dem gefährlichen Bio-Supergau in Harheims Gärten warnen, ehe es zu spät ist und die einheimische Fauna womöglich durch heimtückisch invasive, migrantische ausländische Sorten aus dem grünen Samentütchen geradezu überwuchert oder untergraben werden.

„Neophyten“ nennt man Pflanzen, die sich mit freundlicher Unterstützung des Menschen in Gebieten etablieren, in denen sie zuvor nicht heimisch waren. Als invasiv werden Neophyten bezeichnet, wenn sie die einheimische Artenvielfalt beeinträchtigen, schädigen oder reduzieren. Aber der Anteil der invasiven Arten an allen Neophyten ist mit etwa 0,2% relativ klein. Von den Pflanzen, die so von Menschen importiert werden, geht also nur in äußerst seltenen Fällen eine Gefahr für einheimische Arten aus. Aber das Zeug zur Panikmache hat das natürlich schon. Stellen wir aber die Sache zurück vom Kopf auf die Füße: Eine Gefahr für die einheimische Pflanzenvielfalt geht viel eher vom Mensch aus, der alle Arten von Pflanzen gerne mit Stumpf und Stiel ausrottet, sofern sie nicht seiner Vorstellung von „gut“ entsprechen.

Seit Charles Darwin wissen wir, dass die Evolution in der Pflanzen- und Tierwelt das „Survival of the fittest“ ist. Die am besten angepassten Individuen setzen sich durch und überleben. Ähnlich wie bei den Menschen gibt es auch in der Pflanzen- und Tierwelt Immigration, Flucht und Vertreibung, und zwar schon seit Jahrhunderten und durch den Klimawandel bekommt diese Migration weiteren Schub. Die Vegetation Mitteleuropas ist seit Jahrhunderten durch und durch geprägt von ursprünglich nicht einheimischen Arten. Wollen wir alle nicht heimischen Tier und Pflanzenarten verhindern, ausreißen oder keulen? Dann dürften Landwirte auch keine Tomaten, keinen Mais und keine Kartoffeln anbauen. Die kommen schließlich aus Mittelamerika. Hat denn etwa der Alexandrinerklee, die Blaue Lupine und Serradella kein Blüh- und Bleiberecht auf Harheimer Boden und muss deswegen ausgerottet werden, weil sie sich in einem Grünen Samentütchen befunden haben?

Schön für Bienen und Schmetterlinge – aber wer hat schon so eine große Wiese?

Schauen wir doch mal genau hin:
Der Alexandrinerklee wird seit Jahrhunderten in Ägypten kultiviert und in Mitteleuropa seit etwa 1950 als Rotkleeersatz angebaut. Da gabs die Grünen noch gar nicht, aber den Alexandrinerklee. Der ist heute weltweit verbreitet. In Mitteleuropa liegen die bevorzugten Standorte auf Mähwiesen, Rasen, sowie an Wegrändern und Schuttplätzen. Er wird genutzt als Zwischenfrucht auf landwirtschaftlichen Flächen oder auf Wildäckern. Da brauchts die Grünen Samentütchen gar nicht – den Alexandrinerklee nutzen die heimischen Landwirte schon länger. Die Behauptung, die Pflanze würde sich nicht ausbreiten, weil sie immer untergepflügt würde, ist dabei falsch. Diese Kulturpflanzen breiten sich bei uns nicht aus, weil sie gar nicht das Potential dazu haben.  

Die Gattung Phacelia gehört zur Unterfamilie der Wasserblattgewächse und trägt auch die Trivialnahmen Bienenweide oder Bienenfreund. Warum wohl? Die Pflanze wird in Mitteleuropa häufig von Imkern als Bienenweide für Honigbienen angesät. Sie gilt als sehr ertragreiche Bienentrachtpflanze. Zusätzlich eignet sich die Phacelia gut als Gründüngungspflanze und vertreibt da möglicherweise invasiv nur die Chemiebombe Kunstdünger. Sie erhöht den Humusgehalt der Böden auf natürlichem Weg und hilft jeder Blumenwiese zu einer besseren Bodenstruktur. Die ursprüngliche Heimat der Phacelia ist Nord- und Südamerika und die Gattung ist sehr anspruchslos und trockenheitsverträglich. Auch sie kann sich in Mitteleuropa als Art aber nicht gegen heimische Arten durchsetzen.

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Blauen Lupine ist der Mittelmeerraum von Nordafrika über Israel, dem Libanon, Syrien, Türkei bis nach Bulgarien, Italien, Frankreich und der Iberischen Halbinsel. Heute ist sie in ganz Mitteleuropa zu finden. In Deutschland liegen erste Berichte über den Anbau zur Gründüngung aus dem Jahr 1682 vor, also lange vor der Gründung der Grünen Stadtteilgruppe in Harheim und lange bevor die Samentütchen der Grünen Ihren Briefkasten erreicht haben. Aber die Samen aus dem Tütchen können immerhin aktuell helfen, dass sie einen bunten Wiesengarten anlegen können, in denen sich Schmetterlinge und Bienen wohlfühlen. Denn hier blühen sie in voller Pracht und bieten unseren Bienen hervorragend Nahrung.

Dann ist möglicherweise noch die Serradella in ihrem Samentütchen. Die kommt aus dem westlichen Mittelmeerraum. Auch die ist eine alte Kulturpflanze. In einigen gemäßigten Gebieten der Welt gilt sie als Neophyt – also als eine Pflanze, die erst mit der freundlichen Mithilfe des Menschen neue Regionen besiedelt hat. Die Serradella wurde Mitte des 19. Jahrhunderts aus Portugal nach Deutschland eingeführt und so langsam kriegen wir eine Ahnung, dass die CDU Harheims nicht die harmlosen Samen aus den Samentütchen der Grünen so sehr fürchten, denn diese Pflanzen sind ja schon alle hier. Sie fürchten offenbar eher, dass die bienenfreundliche Idee der Samentütchen ihren eigenen OB-Kandidaten etwas ins Hintertreffen bringen könnten, dem 10-spurige Autobahnen wichtiger sind als blühende Bienenwiesen. Haben wir eigentlich angesichts der schwindenden Artenvielfalt keine größeren Probleme als ein paar Pflanzensamen, die aus dem Mittelmeerraum stammen, und mit denen ein paar wenige Quadratmeter Wiese zur Freude der Insekten bunter gemacht wird. Besonders, da diese paar Samensorten oft schon seit Jahrhunderten unter uns leben, ohne dass es irgendjemand gestört hat. Eine Bedrohung für Bienen und die Artenvielfalt ist doch eher die Versiegelung der Grünflächen, die Monokultur auf den Äckern ohne Blühstreifen, der Einsatz von Pestiziden und das Glyphosat der Landwirte. Viel eher jedenfalls als der Alexandrinerklee, die Phacelia, die Blaue Lupine oder Serrandella. Oder hat jemand schon mal gehört, dass die Harheimer Vereinigungseiche von Neophyten aus grünen Samentütchen gekillt worden ist? Nein. Schuld daran war eine Überdosis Glyphosat. Und das war ganz sicher nicht von den Grünen. Die Harheimer Vereinigungseiche, vom CDU-Stadtbezirksverband Harheim am 3.10.1990 gepflanzt, war übrigens auch gar keine echte Deutsche, das war eine Ungarische Eiche.

Fakten
Der CDU-Harheim Blog „Das kommt uns nicht in die Tüte“

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28.03.2023:  Der MVH spielt Am Broadway in Harheim. Und wie !!

Broadway in Harheim

Den Broadway in New York, das Theaterviertel in Midtown Manhattan, kennt jeder. In diesem Viertel gibt es über 40 große Theater und jedes Theaterstück oder Musical, das es dort auf die Bühne schafft, hat sich seinen Weltruhm redlich verdient.   
Musicals wie Cats, Hairspray, My Fair Lady, Les Misérables, West Side Story oder Wicked hatten von dort aus die musikalische Welt und die Herzen und Tränen der Menschen erobert. Der Breite Weg in Harheim ist weit weniger bekannt. Kein Wunder. Denn aus dem Breiten Weg, auf dem ursprünglich im Mittelalter wohl Schafe auf die Weide getrieben wurden, wurde viel später der Weg „In den Schafgärten“ und der alte Name verschwand im Laufe der Jahrhunderte so gründlich aus den Erinnerungen der Harheimer, bis nur noch ein Mythos übriggeblieben ist. Und nicht einmal die Musiker des MVH, des Musikverein Harheims, der besten Brass Band Frankfurts, wenn nicht gar Hessens nördlich der Nidda, war diese Reminiszenz bewusst, als sie zur Broadway Night ins Bürgerhaus eingeladen hatten. Zum ersten Mal seit drei Jahren. Zum ersten Mal nach dieser so öden und humor- und harmonielosen Coronazeit mit ihren lockdownbedingten Videokonferenzen und applauslosen Livestreamkonzerten. Zum ersten Mal wieder ein richtiges Konzert mit Herzschlag und Lampenfieber in großer Besetzung mit einem unvermummten Dirigenten und Musikern, bei denen zwischen Mundstück und Mund nur noch ungefiltert der reine Atem transzendiert.

Ein bisschen kleiner, als in der Frankfurter Oper, aber nicht weniger schön.

An dieser geschichtsträchtigen Location hatte sich Harheims einzigartiger Musikverein nichts weniger vorgenommen, als den Saal vollzukriegen, die Publikum*innen mit den besten und schönsten Harmonien aus Musicals zu verzaubern und das altehrwürdige Bürgerhaus in ein veritables Broadway-Theater zu verwandeln. Noch vor Beginn mussten eiligst weitere Stuhlreihen herbeigeschafft werden. Den Saal vollkriegen, das war schon mal geschafft. Schon der Opener, das Medley aus Jesus Christ Superstar, das erste Musical von Andrew Lloyd Webber, war erweckungserlebnisnahe. „Over the Rainbow“, den Kult-Klassiker aus „The Wizard of Oz“, veredelte Mezzosopranistin Vanessa Katz, eine sympathische Leihgabe des MVH-Dirigenten Gergö Nagy, zum Dahinschmelzen und das My-Fair-Lady-Medley war das klare Signal an die Seniorenfraktion unter dem Publikum, dass die als „Blasmusik“ bezeichnete Kunstform sich keineswegs auf fetzige Marschmusik beschränkt, sondern zuweilen sehr viele subtile Hörwelten mehr zu bieten hat. Nach der Pause dann ein kleiner Ausflug über Chicago weg von internationalem Broadway zum deutschen Musical.  „Hinterm Horizont“ kennt vielleicht nicht jeder. Das Musical mit der Musik von Udo Lindenberg hatten in Deutschland immerhin zwei Millionen zahlende Zuschauer in rund 1800 Aufführungen gesehen. Von Lindenberg zum Wiener Musical „Elisabeth“, wiederum: featuring Vanessa Katz, und zurück zum Broadway mit einem „Hairspray“-Medley und ein tragisches „I dreamed a dream“ aus „Les Misérables“ als Zugabe. Natürlich war das dem Publikum nach drei Jahren MVH-Konzert-Abstinenz nicht genug, aber die Anzahl der Zugaben war auch bei bester Spiellaune der Musikerinnen und Musikern begrenzt, da wegen der Politik der Saal für einen zweiten OB-Wahlgang rechtzeitig bis zur Öffnung des Wahllokals am frühen Sonntagmorgen umgebaut werden musste.

MVH Musikverein Harheim

Überraschung total mit der zweiten Zugabe, das schmissige Stück aus einem alten verlorengegangenen Musical kannten fast alle Zuhörer*innen, nur das Musical eben nicht. Aber man lernt immer noch dazu, selbst in der Broadway Night des Musikvereins Harheim. Und als die letzten Zuhörer unter einem sternenklaren Himmel das Bürgerhaus verließen, war der ehemals so kleine Weg „An den Schafgärten“ doch ein bisschen stolzer und breiter geworden. Broadway in Harheim eben.

Wer jetzt bedauert, nicht dabei gewesen zu sein, dem sei gesagt: selbst schuld. Die vielen Musik-Fans hatten nicht nur einen unvergesslichen Abend. Sie hatten zusammen mit dem Musikverein Harheim gleichzeitig noch der Stadt Frankfurt einen erheblichen kulturellen und finanziellen Beitrag beigesteuert. Denn laut der FAZ subventioniert die Stadt Frankfurt einen Besuch der Oper mit rund 201 Euro. Eine Eintrittskarte in die Broadway Night im Bürgerhaus Harheim kostet 12,00 Euro. Bei 500 zahlenden Gästen hat der MV Harheim damit zusammen mit dem Publikum rund € 100.000 an Subventionen dadurch eingespart, dass diese kulturell wertvolle Veranstaltung nicht in der Oper sondern im Bürgerhaus Harheim stattgefunden hat. Der Ortsbeirat sollte der Stadt Frankfurt vorschlagen, Halbe-halbe zu machen. € 50.000 bekommt der MVH, die anderen € 50.000 kann die Stadt zur Deckung der Finanzlücke nehmen. Da hat doch jeder was davon. 12,00 Euro hat die Eintrittskarte beim MVH gekostet. 201 Euro war sie wert.

Fakten
Alles Wissenswerte über den Musikverein 1913 Harheim e.V. gibt es hier:
www.mv-harheim.de

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27.03.2023:  Harheim hat einen anderen OB gewählt

In Frankfurt: Kopf an Kopf

Runde zwei in der Frankfurter OB-Wahl und die Harheimer Wählerinnen und Wähler zeigen, dass sie eher nicht zu sprunghaftem Wahlverhalten tendieren. Erneut Platz zwei in der Disziplin Wahlbeteiligung. Mit 49,7% liegen die Harheimer*innen erneut knapp hinter der Wählerschaft aus Nieder-Erlenbach, wo 52,2% der Wahlberechtigten ihren Stimmzettel in die Urne werfen. In ganz Frankfurt bleibt die Wahlbeteiligung bei lustlosen 35,4%. Auch hinsichtlich der Kandidaten bleiben die zwei Stadtteile am Stadtrand ihrer Meinung treu. In Harheim hat Uwe Becker mit 65,9% deutlich die Nase vorn vor Mike Josef mit 34,1%. In Nieder-Erlenbach ist es vergleichbar: 66,8% (Becker) gegenüber 33,2% (Josef). Das beste Ergebnis holt Uwe Becker in seinem Heimatstadtteil Nieder-Eschbach mit 68,6%. Klare Sache also im Frankfurter Norden. Dabei war es für ganz Frankfurt ein spannendes Kopf-an-Kopf rennen, das mit 51,7% zu 48,3% der SPD-Kandidat knapp für sich entscheiden konnte.



Den Hauptgewinn, die goldene Amtskette, darf also nun Gewinner Mike Josef sechs Jahre lang tragen und die erste gute Tat wird sein, das Hauptamt und Stadtmarketing zu trennen und dafür zu sorgen, dass das Presseamt nicht länger einer Marketingmaschine für einen einzelnen Politier sein wird, sondern der ganzen Stadtverwaltung dient. Der einzelne Politiker? Das kann nur Mike Josefs Vorgänger Peter Feldmann sein, dem – wenigstens symbolisch gesehen – das Gewicht der goldenen Amtskette – etwa 850 Gramm – irgendwie doch zu schwer war.

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26.03.2023 „Ich bin dann mal weg“ – Die S6 geht am 1. April in Urlaub

„Bevor alles gut wird, wird es unerträglich“. Das Zitat wird oft fälschlicherweise Friedrich Nietzsche zugeschrieben. Aber dafür gibt es keine gesicherten Quellen. Auch die Deutsche Bahn steht im Verdacht, Urheber dieses Zitates oder einer seiner Abwandlungen zu sein. Bevor die S6 pünktlich und zuverlässig im 15-Minuten-Takt zwischen Frankfurt und Friedberg verkehrt, bekommen die Anwohner entlang der Strecke erst mal den Super-GAU beschert. Die S6 fällt über Ostern wieder einmal komplett aus. Konkret: Von Samstag, 1. April bis Dienstag 18. April, 4:30 Uhr wird der Streckenabschnitt zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel komplett stillgelegt. Wenn Sie in diesem Zeitraum am Berkersheimer Bahnhof wie gewohnt auf die S-Bahn warten, dann ist diesmal bestimmt nicht Verdi und streikendes Bahnpersonal Schuld, sondern die Lage ist halt so wie sie ist und hunderte oder tausende von Kunden des Frankfurter öffentlichen Nahverkehrs mit oder ohne Jahreskarten haben lediglich Anspruch auf Schienenersatzverkehr mit Bussen (SEV). „Bei den Zügen der S6 gibt es zwischen Friedberg und Frankfurt vom 31. März bis 3. April einen Ersatzverkehr mit Bussen“ schreibt die Deutsche Bahn netterweise auf ihren Internetseiten. Wie das aber im Einzelnen aussieht muss sich der Fahrgast selbst zusammensuchen. Übrigens: Fahrrad mitnehmen in den Bussen ist nicht zulässig.

Traditionell besonders betroffen von den Segnungen des SEV sind die treuen Harheimer ÖPNV-Fans. Das liegt daran, dass der Schienenersatzverkehr entlang der S6-Bahnlinie nur auf der südlichen Seite eingerichtet ist, Harheim aber zu weit im Norden liegt.

Die S6 ist weg aber die Probleme mit der Kommunikation bleiben.
Aber schauen wir doch erst einmal auf den hilfsbereiten Informationen der ausfallverursachenden Deutschen Bahn… Die Seite www.s6-frankfurt-friedberg.de verweist in dem Artikel Ostersperrpause auf die Webseite des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) und hat den Link freundlicherweise gleich mitgeliefert.




Der Link auf den Seiten des RMV bringt leider keine weiteren Erkenntnisse, dann am 26. März 2023 gibt es zum Schienenersatzverkehr keinerlei Dokumente.


Ein deutlicher Hinweis, dass in Sachen Kommunikation es bei der Deutschen Bahn und bei der DB-Netze-AG immer noch einen ganz erheblichen Nachbesserungsbedarf gibt. Aber Fahrgäste informieren gehört ja auch nicht zum Geschäftsmodell der DB-Netze-AG, das ist dort offenbar nur ein Kostenfaktor. Die Grünen in Harheim haben in den vergangenen sieben Jahren die DB wiederholt auf Schwächen in Sachen Information hingewiesen, aber das ist eben so, als würde man mit seinem Kleiderschrank sprechen.

Wie kommen Menschen aus Harheim nach Frankfurt?
Sie wollen am 1. April morgens 7:30 nach Frankfurt-West fahren? Vorläufig können wir mit folgenden Tips weiterhelfen:

Der SEV (Bus) fährt die Haltestelle Berkersheim Mitte Am kalten Berg an. Die können Sie aus Harheim bequem und schnell in einem etwa 20 minütigen Fußmarsch erreichen. Also ungefähr die Zeit, in der Sie normal schon in Frankfurt-West aus der S6 steigen würden.

Der 25er-Bus, der normal zum Berkersheimer Bahnhof fährt, befindet sich vom 1.-17.April jedoch auf einer geänderten Strecke bis zur Endhaltestelle U5 in Preungesheim. Daher können Sie in Harheim in den (streckengeänderten) 25er Bus einsteigen und sind bereits nach 18 Minuten Fahrzeit an der U-Bahn Haltestelle Preungesheim, wo sie nach weiteren 18 Minuten Wartezeit in den Bus SEV steigen können. Mit etwas Glück und viel Geduld steigen Sie am Westbahnhof nach ziemlich genau einer Stunde völlig entspannt aus dem Bus.

Hätten Sie gleich das Fahrrad genommen, dann hätten Sie sich rund 24 Minuten kostbarer Lebenszeit ersparen können und zusätzlich was für Ihre Fitness getan. (Kleiner Scherz am Rande). Ein klarer Hinweis, dass das Fahrrad nicht nur das Auto sondern auch den ÖPNV sowohl hinsichtlich Reisezeit als auch Umweltverträglichkeit um Längen schlägt.

Und genau deshalb schenkt der RMV den Nutzern von Bus und Bahn 30 Minuten freie Fahrt mit nextbike by Tier. Die bekommt während der Baumaßnahmen jeder automatisch, der an einer der betroffenen Stationen ein Rad ausleiht oder zurückgibt. Wo der nächste Ausleihpunkt ist? Logisch. In Berkersheim. (wo genau lässt sich auf der im Internet abgebildeten Karte von nextbike.net auch nicht mit der Lupe lokalisieren). Also erst mal zu Fuß nach Berkersheim, das nextbike holen und dann nach Frankfurt West fahren? Dann brauchen Sie die 30 geschenkten Minuten Lebenszeit allemal schon, um nur an das Leihfahrrad zu kommen.

Wie Sie trotzdem die Zeit zwischen dem 1. April und dem 17. April rumkriegen? Hier unsere Top-Lösungsmöglichkeiten:

1. Machen Sie ihre aktuelle Streckenplanung über www.rmv.de
2. Fahren Sie in Urlaub
3. Bleiben Sie zu Hause
4. Wenn unbedingt nötig: nehmen Sie das Fahrrad.
(vielleicht gefällt ihnen das sooo gut, dass Sie danach nie wieder mit dem teuren ÖPNV in die Frankfurter City fahren wollen.


Fakten
weils so schön aufschlußreich ist:
Informationsseite der DB zum Ausbau der S6

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23.03.2023 Ab ins Altpapier: Das Frankfurter Elektromobilitätskonzept.

ohne Strom keine Mobilität

„It´s time to change“. Mit großem Pomp und noch viel größeren Erwartungen wurde Anfang 2020 vom damaligen Wirtschaftsdezernenten Markus Frank (CDU) das „Elektromobilitätskonzept für die Stadt Frankfurt am Main“ ans Licht der Mainmetropole gezerrt. Vermutlich hatte das 117 Seiten dicke Werk kaum einer der Stadtverordneten komplett durchgelesen und verstanden. Noch Monate später waren erhebliche redaktionelle Fehler enthalten, über die jedoch offenbar kaum jemand beim Durcharbeiten gestolpert war. Das Konzept enthielt eine detaillierte Analyse, was alles getan werde müsse, damit Frankfurts E-Autos der Zukunft auch entsprechende Lademöglichkeiten zum Aufladen finden. Die Aufgabenverteilung war klar umrissen. Da der Aufbau von Ladeinfrastruktur ein wirtschaftlich kaum rentables Geschäft ist, hatte die Stadt Frankfurt diese Sache den Investoren aus der freien Wirtschaft überlassen, das sogenannte Open-Market-Modell. Das bedeutet, die interessierten Betreiber suchen sich besonders lukrative Standorte aus und lassen sich die dann genehmigen. Die Kommune selbst wollte ihren Teil mit den erforderlichen Genehmigungsdienstwegen, Marketing- und Mobilisierungskonzepten beitragen und hatte sich daher auf die eher mentale Förderung der Sache zurückgezogen.

Zu diesem Zeitpunkt lag die Ladeinfrastruktur in der heimlichen Hauptstadt Hessens mit 122 öffentlichen Ladepunkten im Vergleich mit anderen deutschen Städten deutlich zurück. Kurzfristig sollten in Frankfurt mindestens 800 Ladesäulen entstehen. Nur: wie sollte das geschehen? Wider Erwarten standen keine Investoren Schlange um auf eigenes Risiko Frankfurt aus der Patsche zu helfen. Der Anbieter Allego wollte zunächst 360 Ladesäulen im Stadtraum aufstellen, hatte aber dann wenige Monate später entnervt von Frankfurts Verwaltungsdickicht das Handtuch geworfen. Lediglich die Mainova arbeitete sich in homöopathischen Dosen langsam nach vorn und pflanzte gelegentlich Ladestationen in der Innenstadt in den Boden. Damit konnten wenigstens einige wenige E-Automobilist*innen die Fahrt zur Oper oder ins Kino mit dem Aufladen ihres Fahrzeugs verbinden.

die eigene Wallbox ist doch manchmal Gold wert.

Die Begeisterung der der nicht in Römernähe angesiedelten Kommunalpolitiker hielt sich in überschaubaren Grenzen. Angesichts des Tempos, mit dem sich E-Ladestationen von der Innenstadt aus Richtung Stadtgrenze vorarbeiteten, war nicht damit zu rechnen, dass in Harheim, Berkersheim oder Nieder-Erlenbach bis zur Mitte des Jahrhunderts irgend ein Investor in der Absicht, nachhaltig Gewinn zu erzielen, hier eine teure öffentliche Ladestation aufstellen würde. Alle Anträge der Ortsbeiräte nach einer Ladestation wurden regelmäßig mit dem Hinweis auf das Open-Market-Modell im E-Konzept in die ewige Warteschleife geschickt.

Vor wenigen Monaten ist dann doch etwas drive in die Frankfurter E-Ladewelt gekommen, nachdem die Betreiber Qwello und EZE Network in Bockenheim, Sachsenhausen und dem Nordend vermehrt Ernst gemacht haben. Jetzt – angesichts so viel Energie – muss aber die Stadt Frankfurt überraschend mit der weißen Fahne winkend resignieren. Da fällt plötzlich auf: Jeder einzelne beantragte Standort muss von diversen Stellen geprüft und abgesegnet werden. Das Straßenverkehrsamt, die Mainova, die Netzdienste Rhein-Main und auch der Denkmalschutz müssen jeden einzelnen Standort erst mal gründlich prüfen. Und das dauert! Mittlerweile sind rund 1200 Anträge in der Frankfurter Pipeline. Offenbar hatte sich die Stadt schon alleine mit dem Genehmigungsverfahren übernommen.  

Ladestation für Theaterfreunde.

Jetzt aber ist endlich offenbar Schluß mit Open-Market und den Träumen des Elektromobilitätskonzepts aus dem Jahre 2020. Die Stadt will ab sofort selbst Standorte ausweisen, die in Paketen zusammenpackt, von den betroffenen Ämtern koordiniert geprüft und dann an Betreiberfirmen vergeben werden. Dabei sollen attraktive Standorte mit weniger begehrten Standorten zusammengefasst werden. Eine kluge Entscheidung. Denn so wird es E-Ladesäulen nicht nur in Top-Lagen geben, sondern auch in Nieder-Erlenbach, Zeilsheim oder eben auch Harheim.

Nur ein bisschen Geduld braucht es eben noch, bis flächendeckende E-Lademobilität überall in Frankfurt entsteht. Im Augenblick sind noch 135 Standorte im Genehmigungsverfahren. Mit dem neuen gebündelten Modus wird´s also erst im nächsten Jahr beginnen.

Ihre Lieferfristen für das neue E-Auto sind noch ziemlich lang? Macht nichts. Die öffentliche Ladestation kommt ja auch nicht früher.


Fakten
weils so schön nostalgisch ist:
Elektromobilitätskonzept und Umsetzungsstrategie für die Stadt Frankfurt

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