Pünktlich auf die Minute um 19:31 Uhr öffnen sich die Türen zum Benger von Horheim-Saal, in Harheim besser bekannt als dem „großen Saal“ im Bürgerhaus, und der Musikzug des KJV zieht unter den begeisterten Helau-Rufen der Närrinnen und Narren ein. Mit Pünktlichkeit nimmt es der Elferrat halt sehr ernst. Fasching hin, Fasching her. Ordnung muss sein. Kurz stimmt der Musikzug das närrische Publikum auf die richtige Tonart ein, dann nimmt die Rosenmontagssitzung unaufhaltsam ihren Lauf.
Zur Garde des KJV-Harheim braucht man nichts mehr erklären. Die mehrfach preisgekrönte Tanzgarde schafft es, auch spektakuläre Hebe- oder Wurffiguren mit einem coolen Lächeln so aussehen zu lassen, als könne das nach einer kurzen 5-Minuten-Einführung jede. Aber nicht vergessen. Gardetanz ist Hochleistungssport. Die Harheimer Garde gibt die Vorgruppe, die Einheizerin, und die Mädels werden mit donnerndem Applaus und mit Rufen nach unendlich Zugabe belohnt.
Gleich danach, weil nicht nur die Kleinen, sondern auch ihre Eltern schon jetzt nervös und ungeduldig vor manchem ersten großen Auftritt von einem Füßchen aufs andere treten, die Kindertanzgruppe. Den kleinen Nachwuchsballerinas und -ballerinos hat man bestimmt versprochen, dass sie irgendwann in die Garde aufgenommen werden, wenn sie beim Vortanzen beständig Lächeln können, und so versprühen die Kleinen als Blumen, als Gärtner und Gärtnerinnen Verkleideten Charme und Fröhlichkeit ohne Ende, so dass schon fast Rutschgefahr in Harheims Bürgerhaus besteht.
So, das ist jetzt durch, dann können die Kleinen erst mal in die Chilling-Zone und es geht mit dem Erwachsenenprogramm in Gestalt von Protokoller Matthias Brauburger weiter. Mehrfach ziehen die anwesenden Politiker aus dem Stadtteil die Köpfe ein aufgrund der tieffliegenden Einträge aus des Protokollers Protokollbuch, wahlweise gegen die Ampel oder gegen die nichtamplige Opposition. Friedrich Merz kriegt sein Fett genauso ab wie Markus Söder und auch Alice Weidel wird nicht verschont. Die eine oder andere Zote liegt schon deutlich unter der Augenklappen-Linie, aber immerhin haben sich die benannten Politiker*innen ihren Ruf redlich verdient. Und zwei Tage später können sie beim politischen Aschermittwoch notfalls zum Gegenschlag ausholen.
Weiter geht’s mit den KJV-Eigengewächsen aus dem Karneval-Treibhaus. Ein kleiner Abstecher zu den vernichtenden PISA-Studien mit den Quereinsteigern und alle Närrinnen und Narren wünschen sich die Schulzeit zurück. Zeigt doch diese Showeinlage, dass Mathematik, Lesen und Schreiben längst nicht alles ist, was zählt im Leben.
Die bunte Nachwuchstanzgruppe gibt mit einer coolen Lightshow ihre Visitenkarte bei der Garde ab und nach der Pause kreuzen die Lokalheldinnen mit ihrem lebenden Delfin auf der Bühne irgendwie Ballermannstimmung mit Showtanz. Aufmerksame Beobachtern vermuten, dass manche der Tänzerinnen schon mal heute Abend ihre Beine oder Mittänzerinnen fliegen lassen haben. Denn so viele Dancing Queens kann der KJV ohne Kenntnis des Klonens eigentlich gar nicht haben.
Während fast alle Beiträge der Rosenmontagssitzung aus dem großen aktiven KJV-Team kommt, gibt es 2024 auch wieder einen importierten Act. In diesem Falle ist es der hessische Bauchbabbler Tomani, der seinen Hund Scholli im Koffer mitgebracht hat. Bauchbabbler Tomani ist unwiderlegbar der lebende Beweis dafür, dass Hunde sprechen können, auch wenn Brehms Tierleben etwas anderes behaupten sollte. Aber nicht nur seinen lieben Scholli bringt Tomani zum Sprechen, er bringt sogar wildfremde oder gut bekannte Menschen zum Singen.
Dann ist die Garde noch mal dran und bringt mit ihrer Super-Mario Show erneut das Stimmungsbarometer fast zum Platzen.
Wonach ein kleiner Sketch über eine Arztpraxis und die dort durchgeführten Darmvorsorgeuntersuchungen zielsicher alles wieder runter in den geschmacklich wertvollen aber doch eher bodenständigen Bereich zieht und sich die Eltern der noch wachen Kindertanzgruppe schon mal eine Antwort auf die Frage einfallen lassen können, warum der Mann so geguckt hat, als Tante Doktor ihm, aber gut, lassen wir das. Immerhin ist der KJV eine bunte vielfältige Truppe und zeigt, dass so kurz vor Aschermittwoch noch mal alle Freiheiten erlaubt sind.
Traditionell ist das Männerballett – nein, nicht der Rausschmeißer, sondern der Schlusspunkt bei der Sitzung. Hinsichtlich Anmut und Eleganz liegen sie zwar leicht hinter der Garde zurück, dafür stemmen sie sich mutig, beherzt und unerschrocken gegen die Gesetze der Physik und ernten dafür wohlverdienten Applaus.
Harheim, helau. KJV, helau. Und allen gefühlt knapp 386 Mitwirkenden von klein bis groß – danke für einen wunderbaren Abend.
B90/Die Grünen Frankfurt-Harheim 