28.10.2019: Ladestationen oder E-Autos. Henne oder Ei. Was muss zuerst da sein?

E-Mobilität

Ladestationen in Premeno am Lago Maggiore. Der Ort hat 730 Einwohner.

Gibt es so wenig Elektroautos, weil es keine Ladestationen gibt? Oder gibt es so wenig Ladestationen, weil sich angesichts der geringen Zahl von E-Autos so eine teure Station nicht lohnt? Viele würden sich gerne ein E-Auto kaufen, aber längst nicht alle haben für das neue E-Auto eine Garage mit Stromanschluss. In nur vier Prozent der Tiefgaragen und Stellplätze bei Immobilien gibt es nach Angaben des ADAC eine Lademöglichkeit. Und gerade mal die Hälfte  aller Stellflächen, die eine Lademöglichkeit haben, sind mit einer Wallbox ausgerüstet, mit der die E-Autos schnell geladen werden können. In vielen Mehrfamilienhäusern, aber auch in konventionellen Reihenhäusern muss zum Laden des schicken Stromers die Kabeltrommel über Gehweg und Vorgarten gezogen werden.

Die Wirtschaftsförderung gibt im September an, dass es in Frankfurt 50 öffentlich zugängliche Ladesäulen mit etwa 100 Steckern gibt. Die Allego Deutschland GmbH, ein privater Anbieter, will in Frankfurt bis zu 360 Ladesäulen für Elektroautos aufstellen. Auch die Mainova spricht davon, weitere Ladestationen zu errichten. Das Problem bleibt aber: angenommen, die in Frankfurt angemeldeten knapp 430.000 Autos würden in den nächsten fünf Jahren komplett auf E-Motoren umgestellt werden, dann kämen etwa 700 Autos auf eine öffentliche Ladestation. Will man mit dem Bekenntnis zu E-Mobilität ernst machen, braucht es dringend mehr als nur ein paar beruhigende Worte. Dann muss über ein flächendeckendes Netz an Ladestationen nicht nur geredet werden. Es muss geplant, finanziert und realisiert werden. Abwarten löst das Problem nicht, sondern verschlimmert es möglicherweise.

Ladestationen

öffentliche Ladestation in Pontassieve (ca. 20.000 Einwohner) bei Florenz.

Die Förderung der E-Mobilität ist ein erklärtes Ziel des Frankfurter Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung. Mittlerweile haben die Kommunalpolitiker verstanden, dass E-Mobilität bei intensiver Nutzung im Stadtgebiet erhebliche Beiträge zur verbesserten Luftreinhaltung leisten. Und deswegen wollen sie …. erst einmal abwarten. Bis sich kommerzielle Anbieter um Standorte für die bislang nur defizitär betreibbaren Ladestationen bewerben. Auf die Erhebung von Gebühren verzichtet die Stadt Frankfurt sogar großzügig. Zumindest vorläufig. Dann steht ja der kohlenstoffarmen Gesellschaft, zu der sich die EU bekennt, nichts mehr im Wege. Nur leider sind wir keinen einzigen Schritt weitergekommen.

Will man E-Mobilität unterstützen, muss man daran arbeiten, ein flächendeckendes Netz an Ladestationen zu schaffen. In Frankfurt müssen dann öffentliche Ladestationen in allen Stadtteilen zur Verfügung stehen. Wer mal in Frankreich oder Italien abseits der Autobahnen durch kleine Dörfer gefahren ist, wird sich gewundert haben. Selbst kleine Kommunen haben Ladestationen, an denen E-Autos kostenfrei parken dürfen. Das geht in Italien. Weshalb geht das nicht in Deutschland?

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In der aktuellen Sitzung des Ortsbeirats am 28.10.2019 fordern die Grünen öffentliche Ladestationen auch in Harheim.

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